Bericht über die Nachtwächterskulpturen von Peter Schmitz im
STAHLREPORT 12/2002, , Seite 38/30, von Edmund Schruff
Der nüchtern-sachliche Umgang mit den Werkstoffen des Stahlhandels im Tagesgeschäft darf nicht den Blick für die ästhetischen Seiten verstellen.
Die Betrachtungen von Edmund Schruff sollen in möglichst vielvältiger Weise auf die schöpferische Fülle aufmerksam machen, die Kunstschaffende aus dem spröden Material lebendig werden lassen.
Vor allem aber sollen sie anregen, selbst auf die Suche nach des Eisens schönen Seiten zu gehen und sich damit auseinanderzusetzen. Denn Skulpturen und andere Kunstwerke soll man eigentlich live erleben.
Es ist eine für Künstler reizvolle Aufgabe, alten Berufsbildern nachzuforschen und mit den ihnen zur Verfügung stehenden bildnerischen Mitteln darzustellen.
Dazu gehört auch der Beruf des Nachtwächters. Er war schon im frühen Mittelalter ein angesehener Beamter einer (meist kleinen) Stadt oder Kommune, denn er hatte die Aufgabe, nachts für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Er besaß sozusagen Polizeigewalt. Seine Aufgabe bestand u. a. darin, Raufbolde, Suffköppe, Eckensteher und -pinkler zur Ordnung zu rufen und gegebenenfalls der Obrigkeit zuzuführen. Er bewachte die Stadt, damit das Volk auch nach durchzechten Nächten -noch oder wieder- alles an seinem Platz vorfand. Er sorgte dafür, daß -falls vorhanden- die Stadttore rechtzeitig geschlossen wurden, erinnerte die Bürger, ihre Häuser zu verschließen und das Licht zu löschen, das lange Zeit noch von offenen Flammen wie Kienspänen, Kerzen, Öllampen usw. gespendet wurde. Deshalb lautete sein Ruf ,,Hört, ihr Leute, laßt euch sagen, unsere Glock - hat neun (oder zehn usw.) geschlagen! Löscht das Feuer und das Licht, damit bei uns kein Brand ausbricht!-
Vielfach wurden die Rufe noch durch Stöße in ein Horn lautstark angekündigt. Stündlich sang er seine Lieder, nicht weil er so schön singen konnte, sondern weil nicht jeder eine Uhr zu Hause hatte und auch zur Bestätigung, daß er selbst noch wach auf seinem Posten war.
Im Oberhausener Stadtteil Holten kannte man nachweislich schon 1308 ein System der Bürgerwehr, das erst 1928 endete, als der letzte Nachtwächter seinen berufstypischen Schlapphut an den sprichwörtlichen Nagel hängte.
Peter Schmitz, vielseitiger Diplom-Designer und Metallgestalter vom Jahrgang 1959, in Hildesheim ansässig, erhielt vor diesem Hintergrund von der Stadt Oberhausen den Auftrag, diesem Berufsstand ein Denkmal zu setzen.
Er wurde von dem Stadtverordneten Dieter Janßen tatkräftig unterstützt. Ihm kommt vor allem auch das Verdienst zu, den über zwanzig kleinen und großen Sponsoren das Geld für dieses Projekt entlockt zu haben, das ausschließlich mit Spendengeldern finanziert wurde.
Bevor Schmitz sich an die Arbeit machte, für seine Heimatstadt ein Nachtwächter Denkmal zu schaffen studierte er gründlich das Leben und Treiben der Nachwächter anhand alter Urkunden.
Manch Erstaunliches trat zutage, was der Künstler geschickt in den acht Tonnen Stahl seiner vier Skulpturen umfassenden Gruppe mehr oder weniger sichtbar und einfallsreich unterbrachte.
Uber zwei Jahre hat Schmitz mit einer kleinen Truppe fleißiger Helfer in insgesamt mehr als 2.500 Stunden an der Verwirklichung seiner Pläne gearbeitet.
Ober die ersten Entwürfe, Papierschnitte bis zu den digitalisierten 1:1 Zeichnungen im Format 2 x 7 Meter und deren Übertragung mit Hilfe entsprechender
Pappschablonen auf die zehn Millimeter dicken Stahlbleche war es ein steiniger Weg. Anschließend erfolgte das detailgetreue Ausbrennen von Hand mit einem Plasmabrenner. Die Montage, d. h. das Zusammenschweißen der Figuren, mittels Laschen und Abstandhaltern erforderte ebenso viel Geduld wie Geschick, auch wohl Korrekturen, bis die aufrechte Haltung und die Standfestigkeit der Nachwächter sowie Versatzstücke gesichert waren.
Wie das Foto zeigt, sind die Figuren aus jeweils mehreren scherenschnittartigen Körperteilen sowie Accessoires nach Kulissenmanier inszeniert und erhalten durch die Licht- und Schattenbildung unterschiedlichste räumliche Wirkung, Plastizität und scheinbare Beweglichkeit. So entsteht fast reges Leben auf dem Rondell von zehn Metern Durchmesser. Leider sind auf dem Foto 1 und auch auf dem Foto 2, das in der Verzinkerei entstand, nicht alle Details zu sehen bzw. klar zu erkennen.
So müssen sich die Leserinnen und Leser an dieser Steile mit ein paar zusätzlichen und erläuternden Hinweisen zufriedengeben:
Zur wichtigsten Ausstattung eines Nachtwächters gehörten Handlaterne und Hellebarde, mancherorts auch Morgensterne, manchmal eine Leiter, wie sie in der Skulpturengruppe gerade ein Nachtwächter zu erklimmen scheint, um das Licht einer Gaslaterne zu löschen. Ein anderer sitzt trunken und schlafend auf oder vor einem (Wein- oder Bier-) Faß.
Leere Flaschen stehen herum, in die geschickt die Namen der Sponsoren eingeschnitten sind. Daneben sitzt ein Hund, der den Mond anbellt.
Dann sieht man auch einen weiblichen Wächter, wahrscheinlich die Ehefrau des richtigen Nachtwächters, die ihren Mann vertreten muß, weil er vielleicht noch irgendwo bei der Arbeit oder aber gerade betrunken ist, was durchaus vorgekommen sein soll.
Alle Figuren und Details des Werks wurden nach dem Zusammenschweißen und vor der Montage in der Verzinkerei Peine in Hohenhameln zum wirksamen Korrosionsschutz versilbert - feuerverzinkt - und anschließend grau wetterfest beschichtet, um sie in Hinblick auf die Sicherheit im Straßenverkehr blendfrei zu gestalten.
Dieses sogenannte Duplex Verfahren (Verzinken und nachträgliches Beschichten) gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Die Verzinkerei Peine gehört zum Unternehmensverbund der Siegener Verzinkerei Holding GmbH und ist ein ausgewiesener Spezialbetrieb, mit dessen Fachleuten Peter Schmitz schon seit längerem erfolgreich zusammenarbeitet.
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